WilerZeitung, 30. Nov. 2006

Aufregendes Duo hat sich gefunden

Als Sängerin ist Eva-Maria Froidevaux in Flawil bekannt. Für ihr Programm «l'accoeurdéoniste» hat sie sich mit dem St.Galler Akkordeonisten Willi Häne zusammengetan. Am Wochenende treten sie in Flawil auf.

Eva-Maria Froidevaux, man kennt Sie als Chansonnière im Zusammenhang mit dem Flawiler Pianisten Peter Sutter.

Eva-Maria Froidevaux: Peter Sutter hat mich vor 17 Jahren an einer Veranstaltung der Schule sozusagen entdeckt und seither gefördert. Wir sind dann lange miteinander aufgetreten.

Wie ist es denn zur Zusammenarbeit mit Willi Häne gekommen?

Froidevaux: Peter und ich hatten gerade eine kreative Pause, als eines Tages ein Mail von Willi Häne ins Haus flatterte. Willi war gerade in der St.Galler Kulturwohnung in Rom und suchte für seine Rückkehr Schüler für Akkordeonstunden. Das Mail hat in mir eine Idee gezündet: Willi könnte mir doch auch Gesangsunterstützung geben!

Willi Häne: Erst hielt ich nichts von der Idee. Das Akkordeon ist für eine Begleitung doch viel zu laut. Aber Eva war hartnäckig und drängte auf eine Probierstunde. Diese hat mich dann staunen lassen, dass Evas Stimme sehr gut besteht neben meinem Instrument.

Und wie stehen Sie nun zu Ihrem neuen Abenteuer?

Froidevaux: Das Abenteuer kam erst noch. Denn die Zusammenarbeit war von meiner Seite eigentlich als Gesangsweiterbildung gedacht. Eines Tages schubste mich Willi unangekündigt ins Kellertheater in St.Gallen, wo wir dann im Rahmen einer Wiedereröffnungsfeier aufgetreten sind. Aber es gefiel mir auf Anhieb, wieder auf einer Bühne zu stehen. Ich mag das kleine Publikum, die intime Atmosphäre, das Singen ohne Verstärker.

Häne: Meine Skepsis hatte sich schnell gelegt. Die Lieder von Edith Piaf, die mir Eva-Maria vorlegte, passen gut zu ihr. Eva-Maria hat den Power und das Einfühlungsvermögen, sie zu interpretieren.

Was ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit Eva-Maria Froidevaux?

Häne: Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, der so nicht geplant war. Ich liebäugelte schon immer mit Piaf-Chansons. Das Besondere an Eva-Maria ist die Art der Zusammenarbeit mit ihr. Wir arbeiten wirklich zusammen, es ist kein Lehrer-Schüler- oder Sängerin-Begleitmusiker-Verhältnis.

Wie geschieht die Auseinandersetzung mit dem Chansonmaterial?

Froidevaux: Zuerst übersetze ich die Texte, dabei will ich mir bis zum letzten Wort sicher sein. Es gibt Ausdrücke, für die ich erst recherchieren muss, weil sie nicht im Dix stehen. So stosse ich auf Schilderungen, die mich selbst betreffen, wo ich meine eigenen Gefühle wiederfinde. Genau diese Chansons kommen in die engere Wahl.

Haben Sie eine besondere Beziehung zu den Vorbildern?

Froidevaux: Ich bin schon als Kind von Edith Piaf fasziniert gewesen. Eine Platte lag bei meinen Eltern im Schrank. Ich durfte sie nie selber auf den Plattenspieler legen. Aber wenn ich die Musik hörte, war ich völlig von ihr eingenommen. Ich spürte sofort: Da passiert etwas im Lied!

Sind sie gespannt auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt?

Froidevaux: Selbstverständlich bin ich aufgeregt – und bei einem Heimspiel in Flawil sowieso! Ich mache bereits dauernd Entspannungsübungen. Aber ich freue mich aufs Bitzgi. Es wird bestimmt ein schöner Rahmen sein, gemütlich locker, drei Sets, keine Hast!

Interview: Michael Hug

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