WilerZeitung, 27. April 2011

Interpretin des deutschen Chansons

«L’accœurdéoniste» ist ein Geheimtipp. Neben dem St.Galler Akkordeonisten Willi Häne interpretiert Eva-Maria Froidevaux im neuen Programm Chansons von Hildegard Knef. Die Sängerin ist Schulische Heilpädagogin, Mutter zweier erwachsener Töchter, lebt und arbeitet in Flawil.

Frau Froidevaux, Sie treten mit «L’accœurdéoniste» am nächsten Samstag in Flawil auf. Wann gaben Sie hier Ihr letztes Konzert?
Eva-Maria Froidevaux: Mein letzter Auftritt in Flawil war an der Hauptversammlung der Frauengemeinschaft St. Laurentius vor einem Jahr. Wir spielten unser Piaf-Programm. Es war ein grosses und interessiertes Publikum im Saal des Pfarreizentrums, es war aber kein öffentliches Konzert. Der letzte öffentliche Auftritt in Flawil 2008 war im Rahmen von Monday Night Music, damals noch im «Rössli»

Sind Sie besonders nervös, wenn Sie an Ihrem Wohn- und Arbeits- ort auftreten? Froidevaux: Nein, nicht mehr als sonst. Meine Nervosität legt sich immer schnell, wenn ich merke, dass ich vor einem interessierten Publikum singe, wenn ich spüre, dass eine Begeisterung wächst und die Aufmerksamkeit da ist.

Wie haben Sie sich auf dieses Konzert vorbereitet?
Froidevaux: Dieses Konzert ist unsere Premiere des neuen Knef-Programms. Wir haben für das Programm im letzten Herbst die Auswahl getroffen und die Arrangements gemacht. Etwa gleichzeitig fuhr ich für eine Woche nach Berlin, wo mein Duo-Partner Willi Häne für ein halbes Jahr arbeitete. In dieser Woche haben wir an den Liedern gefeilt und täglich intensiv geprobt. Seit März ist Willi Häne wieder zurück, und wir haben unsere wöchentlichen Proben wieder aufgenommen. In seiner Abwesenheit habe ich vor allem die Texte gebüffelt und meine Ansagen verfasst.

Warum haben Sie sich diesmal für Hildegard Knef entschieden?
Froidevaux: Unter den höchstens zehn Schallplatten meiner Kindheit gab es auch eine LP der Knef. Ich hatte schon als Schulmädchen ihre Lieder nachgesungen. Später schenkte mir ein Flawiler Musikfreund seine Doppel-LP der Hildegard Knef. Ich verstand dann erst, wie faszinierend ihre Texte sind, und dass ich eine grosse Interpretin des deutschen Chansons hörte. Auch der Spielfilm mit Heike Makatsch weckte erneut das Interesse. Oft hatten mich die Leute auch nach einem Konzert mit den französischen Chansons darauf angesprochen, dass es wohl noch schöner wäre könnten sie die Texte verstehen. Nachdem wir gemeinsam eruiert hatten, welche Lieder sich mit dem Akkordeon arrangieren lassen, war der Entscheid schnell gefällt.

Was bedeuten Ihnen Hildegard Knef und Edith Piaf?
Froidevaux: Grundsätzlich schwärme ich für weibliche Persönlichkeiten, die nicht immer auf Anhieb zu verstehen und leicht einzuordnen sind. Die Piaf und die Knef stehen dafür.

Was bedeutet Ihnen das Singen?
Froidevaux: Singen ist meine liebste Ausdrucksform. Einem Text durch Gesang Farbe zu geben, macht mir Freude. Ich lebe so mit dem Text meine Gefühle. Es ist mehr als sprechen oder schreiben, weil ich emotional etwas mehr riskiere. Es ist aufregend zu erfahren, was ich damit auslösen kann.

Wie sind Sie denn zum Singen gekommen?
Froidevaux: Es gibt ja das Singen als ein Teil von mir, das mich schon meiner Lebtag begleitet, und dann das Singen in der Öffentlichkeit. Es gab einst im sogenannten Langschuljahr 1989 ein Musikprojekt unter der Leitung von Peter Sutter mit dem Titel «A Cup of Music». In diesem Projekt durfte ich als Ersatz für eine Solistin einspringen, und daraus hat sich dann mein weiteres Interesse für das Singen in der Öffentlichkeit ergeben.

Singen Sie täglich, üben Sie oder singen Sie in der Badewanne?
Froidevaux: Leider kann ich nicht täglich singen. Ich bin mit Leib und Seele Lehrerin, und mir fehlt oft nach einem anstrengenden Arbeitstag die Energie für konzentriertes Musizieren. Ehrlich gesagt, das mit der Badewanne ist eine praktikable Alternative und das Memorieren vor dem Einschlafen eine gängige Methode. Beim Autofahren kann ich auch so laut singen wie ich will. Ernsthaft probe ich mit Willi Häne einmal in der Woche.

Interview: Michael Hug

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